Gabriele Walter ist eine unserer #UKGermany2018 'Artists in Residence'
Als eine unserer diesjährigen 'Artists in Residence' hat die Hamburger Künstlerin Gabriele Walter die gefeierte Eduardo Paolozzi Ausstellung in Berlin für uns besucht. Gehandelt als Vater der britischen Pop Art, hat Paolozzi während der Zeit der Industrialisierung die Schnittstelle von Mensch und Maschine kritisch betrachtet.
Gabriele Walters künstlerische Antwort an Paolozzi
Mit meinen Arbeiten RAUMbodenlos transformiere ich den Fokus von Paolozzi in das 21. Jahrhundert; eine Zeit, die durch die Digitalisierung und Informationsgesellschaft beeinflusst wird. Dabei entwickle ich eine neue Formensprache und Ikonographie für die heutige Mediengesellschaft.
Paolozzi reflektierte das Zeitalter der Industrialisierung und der Massenproduktion in seinen Arbeiten, während ich die Dematerialisierung und Immaterialität der Onlinewelt in meiner Kunst darstelle.
Indem ich analoge und virtuelle Techniken kombiniere und mit Licht und Transparenz spiele, kreiere ich hybride Räume zwischen Realität und Virtualität.
Das Britische von Paolozzi dargestellt von einer deutschen Künstlerin
Inspiriert von „Cool Britannia“ der 90er Jahre kopiere ich die Farben und Diagonalen des Union Jack. Fundstücke, bedruckte Klebebänder und Tüten, die ich auf Reisen auch in UK gesammelt habe, verarbeite ich zu TAPESCAPES, Skulpturen und dreidimensionalen Tütencollagen. Dabei findet die englische Sprache durch die Werbeaufdrucke ihren fragmentarischen Ausdruck. Der typisch englische, trockene Humor spiegelt sich bei „I'm feeling Ikarus“. Gebügelte Shoppingbags spielen auf den Brexit an. Connected2#me, der Titel einer Skulptur aus Zivilisationsmüll: wie Datenkabel, Gummis, Verpackungsbänder, persifliert anonyme Chatrooms.
Die Gefahr der Virtualität
Das Internet ist das erste Globalnetz, dass alle anderen kulturellen Netze zu integrieren vermag, so scheint es. Doch das anfänglich demokratische, partizipative Medium verwandelt sich. Filterblasen gefährden durch Vorselektion das selbstbestimmte ICH im Netz und untergraben den zivilen Diskurs, wodurch Menschen anfälliger werden für Manipulation. Es entstehen gesteuerte fragmentierte Wahrnehmungen von Realitäten. Freiräume, die Vielfalt und tolerante Diskurse über Wertevorstellungen ermöglichen gilt es auch im digitalen Zeitalter zu bewahren. Die Kunst kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Meine Arbeiten suchen Mittel und Wege diese rein auf Datenströme basierende, virtuelle Welt zu visualisieren und ihr eine haptische, greifbare Form zugeben.
Die großen Probleme der Gegenwart, wie Klima- und Finanzkrise bis zur Migration gehen weit über das Deutsch-Britische-Verhältnis hinaus und lassen sich nur durch globale Kooperationen lösen. Einen weltoffenen Dialog und kultureller Austausch sind die Mittel der Wahl, für das deutsch-britische Verhältnis sowie weltweit!