Im Juli 2018 kamen 100 der besten jungen JournalistInnen aus der ganzen Welt im schottischen Parlament in Edinburgh für die Futre News Worldwide Konferenz zusammen. ©

Neil Hanna

Junge Journalisten unterstützen

Future News Worldwide brachte die besten, jungen Journalisten aus der ganzen Welt zusammen um sich mit den Herausforderungen und neue Ideen im Journalismus auseinanderzusetzen. Die Konferenz wird vom British Council und führenden Medienpartnern organisiert und ermöglicht den Journalisten ihre Erfahrungen mit Experten wie Catherine Gicheru, Lucy Freeman Carrie Gracie, David Pratt zu besprechen.

British Council Deutschland hat sich gefreut, die beiden ambitionierten Journalistinnen Marie Menke und Solveig Paulsen als deutsche Teilnehmerinnen auf der Konferenz zu unterstützen. Hier teilen Sie ihre Erfahrungen mit uns!

Marie Menke und Solveig Paulsen haben uns mit ihren bisherigen Arbeiten beeindruckt und nahmen für den British Council in Deutschland an der Future News Worldwide Konferenz teil. Wie haben sie die Tage in Schottland erlebt? ©

Marie Menke

Rückblick auf #FNW2018 von Marie Menke

Es ist nicht immer einfach, sich politisch zu engagieren oder im Journalismus aktiv zu sein, manchmal ist es sogar frustrierend. Uns wird oft gesagt, dass wir junge Menschen mehr mit einbeziehen müssen, damit sie sich nicht von der Politik und dem, was in Politik und Gesellschaft passiert, abwenden, und wir hören oft, dass wir vor Problemen stehen, die gemeinsam gelöst werden müssen, und vor Fragen, auf die es eine globale Antwort braucht. Ich habe diese Aussagen oft als leere Floskeln empfunden, die noch darauf warten, dass Handlungen auf sie folgen.

Während ich von der Future News Worldwide-Konferenz zurückkehrte, hatte ich jedoch zum ersten Mal seit langem das Gefühl, dass diese Probleme und Frage sich vielleicht doch in guten Händen befinden. Ich habe erfahrene Journalist*innen davon sprechen gehört, wie ihr Weg in die Medien aussah und welche Herausforderungen sie dabei meistern mussten, aber ich habe auch Nachwuchsjournalist*innen aus der ganzen Welt davon sprechen gehört, was sie verändern möchten und welche Pläne sie bereits haben, um eben das zu tun. Ich habe begonnen zu verstehen, warum Facebook eine andere Rolle für eine Journalistin, die z.B. in Indien, wo das Netzwerk unglaublich beliebt ist, spielt als für mich, aber auch warum wir trotzdem beide interessiert darin sind zu lernen, wie wir das Netzwerk journalistisch nutzen können. Ich habe begonnen zu verstehen, warum die Frage, inwiefern wir als Journalist*innen objektiv sind, unterschiedlich beantwortet werden kann (und vielleicht auch muss), je nachdem wie es um die Pressefreiheit in deinem Land steht, und warum letztere dennoch ein Problem ist, das wir nur gemeinsam lösen können – und müssen.

Besonders spannend fand ich Melissa Bells Präsentation: Es war wirklich erfrischend, eine Journalistin zu treffen, die keine Angst davor hat, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und mit ihnen zu arbeiten. Das Gefühl, dass wir noch nicht ganz herausgefunden haben, wie journalistische Modelle im Internet finanziell rentabel werden können, haben wir wohl schon lange, aber Melissa Bell hat die Frage offen und engagiert angesprochen. Während ihrer Präsentation habe ich auch für mich selbst gemerkt, dass das fehlende Vertrauen der Öffentlichkeit in den Journalismus sich auch in unserer eigenen Einstellung gegenüber Journalist*innen und uns selbst wiederspiegelt – und dass wir genau da ansetzen sollten.

FNW war breit gefächert – egal ob es um den Hintergrund der Teilnehmenden gehört von Radio bis zu Onlinejournalist*innen, von Teilnehmenden aus Kolumbien über Ghana bis nach China. Nicht weniger breit gefächert waren aber die Vortragenden: Yusuf Omar zum Beispiel hat eine Präsentation darüber gemacht, warum er die Zukunft des Journalismus ausgerechnet auf Social Media sieht. Zuvor hat er z.B. bei CNN und der Hindustan Times Journalist*innen beigebracht, ihre Handys in journalistische Werkzeuge zu verwandeln. Melissa Bell auf der anderen Seite hat darüber gesprochen, dass sie es nicht notwendig findet, Journalist*innen zu zwingen, aktiv in Sozialen Netzwerken mitzumischen. Selbst finde ich es nicht ungefährlich, wenn wir als Journalist*innen von großen Sozialen Netzwerken und deren Algorithmen abhängig werden, weshalb es mich gefreut hat, dass wir beide Sichtweisen kennen lernen konnten.

Bei den Präsentationen ging es jedoch nicht nur um Technik und Digitalisierung – und es waren auch nicht nur Präsentationen. Ein Workshop, der mir besonders gut gefallen hat, wurde von Google organisiert: Obwohl die meisten von uns die Suchmaschine wohl fast tagtäglich nutzen, gibt es doch viele verschiedene Wege, um mithilfe von Google an Informationen zu gelangen. Die „reverse image search“, bei der man ein Bild eingibt und Google ausspuckt, wo dieses Bild im Internet bereits zu finden ist, ist eine von den Techniken, bei denen ich mir sicher bin, dass sie uns alle in der Zukunft noch sehr helfen werden.

Nicht zuletzt bin ich in Edinburgh mit dem Ziel angekommen, für mich ganz persönlich herauszufinden, in welche Richtung ich innerhalb des Journalismus gehen möchte, aber ich bin zurückgekommen mit dem Gefühl, dass Journalismus viel breiter definiert werden muss, als wir es oft tun. Melissa Bell zum Beispiel schreibt nur selten selbst einen Text, ist aber dennoch eine Journalistin. Catherin Gicheru hat eine Webseite gestartet, auf der Menschen aus Kenia nachschauen können, ob ihr Arzt oder ihre Ärztin tatsächlich zertifiziert ist: Das ist nicht die stereotypische „rasende Reporterin“, die wir uns oft vor unserem inneren Auge vorstellen, aber dennoch hat sie als Journalistin viel dazu beigetragen, Menschen besser zu informieren.

Die Vortragen und Workshopleiter waren inspirierend, aber die Teilnehmenden waren es auch. Es ist wohl kaum möglich, mehr als 100 Nachwuchsjournalist*innen innerhalb von nur zwei Tagen kennenzulernen, aber nach und nach prägten sich mir immer mehr Namen, Gesichter und Geschichten ein. Eine Teilnehmende sagte während einer Gruppendiskussion, dass das Interesse in unsere Mitteilnehmenden so schön war – und ich kann ihr nur zustimmen: Nie wurde ich nur gefragt, aus welchem Land ich denn komme, immer auch aus welcher Stadt, von welcher Universität und für welche Medien ich schon gearbeitet habe. Die Geschichten, die wir zu erzählen hatten, waren vielleicht unterschiedlich, aber letztendlich waren wir alle gleich darin, dass wir etwas in der Art und Weise, wie die Weltbevölkerung an ihre Informationen gelangt, ändern wollten.

Zwischen Workshops, Diskussionen und Präsentationen und auch während den beiden Tagen nach der Konferenz hatten wir Zeit, Edinburgh und die Umgebung zu erkunden, aber auch uns besser kennenzulernen. Ich bin noch nie zuvor mit einer Gruppen von jungen Menschen von drei verschiedenen Kontinenten wandern gegangen, aber es war eine tolle Erfahrung. Einmal mehr habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, Fremdsprachen zu lernen, auch wenn wir alle Englisch sprechen: Es macht doch einen Unterschied, eine Person in ihrer Muttersprache kennenzulernen.

Aus Edinburgh bin ich daher nicht nur mit einem Notizbuch voller Gedankengänge und Inspirationen zurückgekehrt, sondern auch mit einer ganzen Liste an Telefonnummern, die ich anrufen werde, sowie Twitter- und Facebookkontakten, denen ich schreiben werde, falls ich Informationen aus einem anderen Teil der Welt brauche. Wenn es etwas gibt, das ich während meiner Zeit in Schottland gelernt habe, dann ist es, dass wir die heutigen Herausforderungen mit Sicherheit nicht nur gemeinsam lösen müssen, wir haben auch (Kommunikations-)Wege geschaffen, um zusammen zu arbeiten und uns aufeinander verlassen zu können.

- Marie Menke

 

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