Absurde Routinen in der ganzen Welt: nachdem sie die Ausstellung in Berlin besucht hat, betrachtete Anne Kathrin Greiner ihre eigenen Arbeiten aus einem anderen Blickwinkel. ©

Anne Kathrin Greiner.

Von absurden Routinen auf der ganzen Welt

Die Künstlerin Anne Kathrin Greiner hat die Ausstellung Absurde Routinen, die Teil des Großbritannienjahrs 2018 ist, besucht und stellt den dort gezeigten Werken hier ihre eigene fotografische Arbeit gegenüber. Absurde Routinen wirft Fragen nach dem Zustand einer leistungsorientierten Gesellschaft auf, in der effizientes Handeln an oberster Stelle steht. Dabei werden auch die Kehrseiten des dauerhaften Funktionierens jedes Einzelnen beleuchtet - Müdigkeit, Überforderung und Kollaps.

Die Serie Midorogaike von Anne Kathrin Greiner (2014-2019) entstand während einer Künstlerresidenz in Kyoto, Japan, und ist eine Art „Follow-up“ zu WA (2004), einer Arbeit, die Greiner als Austauschstudentin des Royal College of Art im Herbst 2004 in Kyoto, entwickelte.

"Während einige der Arbeiten in Absurde Routinen durch aktive Interventionen der KünstlerInnen entstanden sind, handelt es sich bei  Midorogaike um ein Werk, das eher auf die örtlichen und kulturellen Gegebenheiten eingeht. Gemein haben sie jedoch, dass jeweils mit den Erwartungen des Publikums an eine vermeintlich leistungsorientierte, rationale Gesellschaft gebrochen wird." - Anne Kathrin Greiner

 Nach dem Besuch der Ausstellung reflektiert sie hier ihre eigene fotografische Routine sowie ihre Erfahrungen in anderen Kulturen:

"Die Fotografien, die ich hier präsentiere, sind bei Spaziergängen um einen verwunschenen Teich im Norden von Kyoto, Japan, entstanden. Der sogenannte Midorogaike hat den Ruf der unheimlichste Ort der Stadt zu sein und ist deshalb bis auf den heutigen Tag nur spärlich besiedelt. Im Sommer, wenn die schwüle Luft auch nachts nicht abkühlen will, begeben sich insbesondere jüngere Leute regelmäßig zum kimodameshi (Mut testen) ans Ufer des Teichs, denn es heißt, dass der Midorogaike von Geistern umwandert wird."

"Die Stimmung des Sees beruht auf einer Legende laut der ein Taxifahrer eine Frau zur Nähe des Teichs bringen sollte. Kurz vor Ankunft soll die Frau spurlos verschwunden und der Platz, an dem sie gesessen hatte, nass gewesen sein. Zum anderen geht der Mythos darauf zurück, dass sich früher am Rande des Midorogaike ein psychiatrisches Krankenhaus befand. Der Teich soll „ohne Boden“ und die letzte Ruhestätte ehemaliger Patienten sein." ©

Anne Kathrin Greiner.

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Anne Kathrin Greiner.

"In jedem Fall hat der Ort aber eine intensive Stimmung, die gerade zur Zeit meines Aufenthalts im Winter spürbar war. Ich besuchte den Teich immer wieder, um die Atmosphäre aufzusaugen und in die vorliegenden Bilder zu übersetzen. So wurde die Anfahrt, inklusive des unguten Gefühls, das sich jedes Mal dabei einstellte, zu einer routinemäßigen Übung nicht unähnlich dem kimodameshi der Einheimischen." ©

Anne Kathrin Greiner.

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